11. Dezember 2021 - 13. Februar 2022
«Ich erarbeite gerade eine Serie von 82 Drucken. Dabei beschäftigte ich mich intensiv mit Goyas Radierfolge «Schrecken des Krieges». […]. Da die Schweiz weder ein besetztes Land noch eine Besatzungsmacht ist, kann ich auch keine Gräueltaten oder Kriegsverbrechen festhalten. Nach langer Recherchearbeit und Anfragen habe ich die Erlaubnis der Schweizer Armee bekommen, in Interlaken mit ihrem Fundus an Kampfmitteln zu arbeiten.
Ich kann in einem etwa 500 Meter langem Lager, das sich in einem Bunker in einem Berg befindet, jegliches Kampfmittel nehmen, fotografieren, abformen und abdrucken. […] Das abstrakte Bild, das danach entsteht ist für mich sinnbildlich zu verbinden mit der Schweizer Waffenpolitik» (FS).
Die Transformation einer Realität in eine andere – hier grundsätzlich der lebensweltlichen in die ästhetische Wirklichkeit ist per se eine Leistung, die ohne das Abstraktionsvermögen nicht möglich wäre. Nur wovon wird auf welche Art und Weise abstrahiert? Dies ist eine der grundsätzlichen Fragen, die sich bei jeder künstlerischen Handlung oder Form stellt bzw. stellen könnte? Unzählig sind jene (kunst-) kritischen Publikationen, welche die Darstellbarkeit des «Schreckens» thematisieren und letztlich immer in die Frage münden: Kann Kunst, die unter den Vorzeichen einer Autonomie hergestellt wird, ethische Fragestellungen zeigen oder gar moralische Positionen beziehen? Kaum – denn die konkrete körperliche und individuelle Erfahrung des «Schreckens» wird mit Farbe, Linie, Material in eine mithin «dekorative» Faszination am «Schrecklichen» verwandelt, oder? (Roland Scotti)
The Disaster of Abstraction, 2021
F5 Le Tigre
Schnitzerei, Birke, Druckfarbe, 133 x 220 cm
bum swiss I
Keramik, glasiert, Eiche, 28 x 30 cm
bum swiss II
Keramik, glasiert, Eiche, 10 x 20 cm
bum swiss III
Keramik, glasiert, Eiche, 25 x 29 cm
P68 Sardine/Missgeburt
Schnitzerei, Birke, Druckfarbe, 133 x 220 cm
INFO
Metallplatte, graviert, 6tlg., je 20 x 20 cm
(Fotos: Anna-Tina Eberhard und Felix Stöckle)